"Die heutige Freilassung mehrerer Geiseln aus den Händen der terroristischen Hamas ist eine Nachricht, die mich persönlich sehr bewegt. Es ist ein Tag der Erleichterung, der Hoffnung – und für viele Familien ein Moment, auf den sie seit rund 740 Tagen verzweifelt gewartet haben.

Während meiner Reise nach Israel im August 2025 habe ich in Tel Aviv den Vater einer Geisel, den Vater von Omri Miran getroffen, der seine tiefe Verzweiflung, aber auch seine unerschütterliche Hoffnung mit uns geteilt hat. Heute ist Omri frei. Diese Nachricht erfüllt mich mit großer Freude und Dankbarkeit – für ihn, seine Familie und all jene, die sich besonders in den letzten Wochen unermüdlich für die Freilassung der Geiseln eingesetzt haben. Es zeigt, dass Menschlichkeit und diplomatische Bemühungen etwas bewirken können.

Dieser heutige Tag macht deutlich, wie wichtig es ist, den Weg der Diplomatie konsequent zu verfolgen. Die Mehrheit der Menschen in Israel, vor allem ehemalige Geiseln und Geiselangehörige baten uns und auch explizit mich in meiner Funktion als außenpolitischer Sprecher, den Druck zu erhöhen, auf eine diplomatische Lösung des Krieges hinzuwirken. Das militärische Vorgehen im Gazastreifen haben zuletzt über 70 Prozent der israelischen Bevölkerung abgelehnt.

Deshalb war es wichtig, dass sich die Bundesregierung, damit auch wir als SPD-Fraktion, für die Freilassung der Geiseln stark gemacht hat – zugleich aber auch auf die humanitäre Verantwortung gegenüber den Zivilisten im Gazastreifen hingewiesen hat. Ich weiß, dass diese Position in Teilen der öffentlichen Debatte zu Gegenwind und scharfer Kritik geführt hat. Es bleibt letztendlich der richtige Weg. Das erzielte Abkommen, vor allem vermittelt durch die USA, Katar, Ägypten und die Türkei, von vergangener Woche ist nun der Grund für den Waffenstillstand und die Auslieferung der Geiseln und Gefangenen sowie der Ausgangspunkt für ein Stopp von Vertreibung und Aushungern. Im nächsten Schritt wird es darum gehen, die humanitäre Katastrophe zu beenden, die Hamas zu entwaffnen und den Wiederaufbau von Gaza voranzubringen.

Langfristig kann Frieden nur durch eine politische Lösung und gegenseitige Anerkennung entstehen – in einem Rahmen, der die Unversehrtheit des Existenzrechts Israels ebenso sichert wie die berechtigten Interessen der Palästinenser:innen in einem souveränen eigenen Staat - ohne die Hamas - zu leben.

Deutschland wird gemeinsam mit seinen europäischen und internationalen Partnern weiterhin alles daransetzen, diesen Prozess politisch, diplomatisch und humanitär zu unterstützen. Vertrauen muss wachsen und der Weg zu einem dauerhaften Frieden gegangen werden. Es darf unter keinen Umständen zu einer Wiederaufnahme der Gewalt kommen. Ein großer Schwerpunkt für Deutschland wird sein, einen Beitrag zum bereits erwähnten Wiederaufbau Gazas als auch bei der politischen Umsetzung des Abkommens zu leisten.

Der heutige Tag gibt Hoffnung, dass selbst in Zeiten tiefer Dunkelheit Momente der Menschlichkeit und des diplomatischen Erfolgs möglich sind." 

Mit freundlichen Grüßen

Adis Ahmetović, MdB