„Als Olaf Scholz Ende 2020 zum Kanzlerkandidaten der SPD gekürt wurde, haben viele – innerhalb und außerhalb unserer Partei – ihn und die SPD bereits abgeschrieben. Die Umfragewerte waren schlecht, das Vertrauen in die Partei erschüttert. Doch Olaf Scholz hat sich nicht beirren lassen. Mit Ruhe, Klarheit und Entschlossenheit führte er uns in einen fulminanten Wahlkampf. Das Ergebnis: Die SPD wurde – denkbar knapp vor der CDU – stärkste Kraft im Deutschen Bundestag. Ein Wahlsieg, den kaum jemand für möglich gehalten hatte.

Es war ein historischer Moment: Zum ersten Mal bildeten wir eine Dreier-Koalition auf Bundesebene – mit den Grünen und der FDP. Die Aufbruchsstimmung war deutlich spürbar, viele Menschen setzten große Hoffnungen in diese neue Regierung. Doch die Zeiten wurden härter – schneller als erwartet: Wenige Monate nach Regierungsantritt überfiel ein zweites Mal Russland die Ukraine. Kaum von den Folgen der Corona-Pandemie erholt, standen wir vor einer neuen historischen Zäsur. Energiekrise, dramatische Inflation, geopolitische Spannungen – und eine sicherheitspolitische Zeitenwende, die Olaf Scholz mit großem Verantwortungsbewusstsein und ruhiger Hand geprägt hat.

Kaum ein Kanzler vor ihm musste sich in so kurzer Zeit mit einer solchen Vielzahl an Krisen auseinandersetzen. Olaf blieb dabei seiner Linie treu: sachlich, nüchtern, verlässlich – in seinen Entscheidungen immer auf das Wohl unseres Landes bedacht.

Natürlich gab es auch schwierige Phasen in dieser Koalition. Das Ringen um das Heizungsgesetz, die Kindergrundsicherung und andere große Reformvorhaben haben die Regierung auf eine harte Probe gestellt. Politik ist kein Selbstläufer – gerade dann nicht, wenn man mutige und tiefgreifende Veränderungen anstößt. Olaf Scholz hat diese Verantwortung immer übernommen, auch wenn die Kompromisse manchmal hart erkämpft waren.

Als Olaf schließlich erklärte, erneut als Kanzlerkandidat anzutreten, habe ich offen gesagt, dass ich diesen Schritt kritisch gesehen habe. Aber als Demokrat und Sozialdemokrat stehe ich selbstverständlich hinter meinem Kanzler und Kanzlerkandidaten.

Das Wahlergebnis war am Ende das schlechteste in der Geschichte der SPD. Ein schmerzhafter Moment für uns alle – und ein Ergebnis, das Olaf Scholz jedoch nicht gerecht wird.

Danke für deine bedachte Art. Danke für deine Standhaftigkeit in diesen herausfordernden Jahren. Diese Leistungen werden bleiben – auch über dieses Wahlergebnis hinaus. Danke, lieber Olaf, an den 9. Kanzler der Bundesrepublik Deutschland“, so der Bundestagsabgeordnete Adis Ahmetović.